Sonderkonstruktion Balkongeländer; irgendwie immer wieder neu erfunden!
16.04.2020
Betrachtet man die häufig gewerkübergreifende Ausführung eines Balkon- oder Terrassengeländers mit direkter Anbindung der Dachabdichtung, fällt auf, dass es in diesem Bereich eine Vielzahl an Variationen der Ausführung gibt, selbst wenn die Ausgangssituation in der Regel ähnlich ist. Schäden durch Wassereintritt sind bei diesen Ausführungen häufig und meist auf die gleichen Ursachen zurückzuführen.
Ich möchte Ihnen hier ein paar Anregungen geben, die schon im Zuge der Planung der Spengler- und Abdichtungsarbeiten mitgedacht werden sollten, um häufig wiederkehrende Probleme mit diesem Detail zu reduzieren. Ich gebe aber zu bedenken, dass hier nicht alle denkbaren Fälle berücksichtigt werden können und immer eine objektspezifische Planung vom Fachmann notwendig ist!
Die Herausforderungen sind in diesem Bereich vielfältig. Zum einen sind die optischen Ansprüche an ein Geländer seitens Endkunden hoch, zum anderen sind viele technische Herausforderungen durch die Baubeteiligten zu meistern.
Aus Sicht des Technikers trifft man unter anderem immer wieder auf folgende Probleme: Häufig stehen nur geringe Höhen für den Dachaufbau zur Verfügung. Es gibt kaum flexible Entwässerungsmöglichkeiten der zugehörigen Dachfläche. Massive Befestigungskonstruktionen aus Metall für das Geländer müssen in das Dach eingebunden werden und hohe thermische Anforderungen des Bauwerks sind zu berücksichtigen.
Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Faktor ist die Planung selbst. Denn es ist so eine Sache mit zweidimensionalen Ausführungsdetails. Diese zeigen oft nicht alles, was am Ende durch die Mitwirkenden auf der Baustelle gebaut wird. Was erst bei der Ausführung bemerkt wird, lässt sich dann nur schwer ändern und führt zu unglücklichen Nachbesserungen. Häufig lohnt daher im Vorfeld die Frage nach den Übergängen zu anderen Bauteilen und Gegebenheiten, die auf den Plänen eventuell nicht zu sehen sind.
Hier noch einige Anregungen die noch mitgedacht werden sollten:
- Festlegung der fertigen Belagsoberkannte unter Berücksichtigung der zulässigen Anschlusshöhen bei Türen und Wänden.
- Festlegung des Dachaufbaus und der Gefälleausbildung auf der Balkon- oder Terrassenfläche.
- Planung von Gullys, Entwässerung und Notüberlauf.
- Prüfen der zur Verfügung stehenden Höhe für den Terrassenbelag mit Drainage.
- Prüfen des Montageuntergrunds. Häufig sind Betondecken und Balkonplatten nicht ausreichend ebenmäßig, was bei der Geländermontage durch den Schlosser ausgeglichen werden muss und zu großen Fugen und Hohlstellen zwischen Baukörper und Geländerkonstruktion führt.
- Sind die notwendigen Anschlussbreiten, Haftung am Untergrund und Befestigungsmöglichkeiten der gewählten Abdichtung an das Geländer gegeben.
- Behindern Verschraubungen, Knaggen/Aussteifungsbleche oder andere Gegenstände das Anarbeiten an das Geländer?
- Gibt es am Geländer Fugen im Anschlussbereich der Abdichtung, die nur schwer abzudichten sind oder können diese dicht verschweißt werden? (Ecken, Längsteilungen)
- Sind Dehnfugen am Geländer vorhanden und wie sind diese zu überbrücken? (Achtung offene Fugen)
- Wie sieht der Übergang vom Geländer an die Wände aus.
- Gibt es geeignete Anschlussmöglichkeiten der Fassade an den Abdichtungshochzug im Fußbereich?
- Ist die Aufbaustärke der Fassade bekannt und korrekt abgestimmt?
- Ausführung des Geländers auf Hinterlaufsicherheit prüfen, ist also die Geländerkonstruktion selbst ausreichend dicht? (Konstruktionsfugen)
- Ist das Dachparket im Falle eines Warmdachs in sich geschlossen, um das Ausbreiten von Wasser bei einem Leck am Geländer zu verhindern?
- Achtung bei Glashalteprofilen für Glasgeländer, diese sind in der Regel nicht zum Einbau in das Dach geeignet. Entlang der Glasscheiben an Ecken, Stößen und durch Kondensation kann es zu Wassereintritten kommen.
- Wie kann eine Wartung des Bauteils durchgeführt oder ein Element des Geländers getauscht werden?
Sollten Sie Fragen zu diesem Thema haben, stehe ich gerne zur Verfügung.
Ewald Hauzenberger
Kontakt